Singt die wunderbare österreichisch-nigerianische Sängerin Nenda Neururer in ihrem Hit Mixed Feelings. Die hatte REVOLVE Circular auch – beim Lesen des ‚Begutachtungsentwurfs‘ der Kreislaufwirtschaftsstragie des österreichischen Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK). Je konzentrierter das Lesen desto gemischter die Gefühle. Als österreichische non-profit Organisation und auf Kreislaufwirtschaft spezialisierte Verfechter des konstruktiven Journalismus hat REVOLVE Circular mit Millwater Partners sowie DREISEITLconsulting, Circonnact, circular.wien und der Agentur für organisierten Genuss den Strategie-Entwurf analysiert und eine Stellungnahme mit zwanzig Empfehlungen entwickelt, die pünktlich zur deadline am 31. Januar 2022 an das BMK gesendet wurde; diese steht am Ende dieses Artikels als freier download zur Verfügung. Organisationen, Unternehmen und LeserInnen sind herzlich eingeladen, sich von unserer Stellungnahme inspirieren zu lassen.
Nun aber auf zu einer kleinen Weltreise der Kreislaufwirtschaftsstrategien. Diese beginnt ganz vorne – mit…
A, wie Argentinien: hier hat die Hauptstadt Buenos Aires am 11. November 2021 ein Kreislaufwirtschaftsgesetz erlassen während das Umweltministerium des Landes alle ArgentinierInnen dazu aufruft, ‚ihre „täglichen Gewohnheiten ein wenig zu verändern um eine positive Auswirkung auf die Umwelt zu machen“ und einige der sogenannten Kreislaufgrundsätze – auch ‚How-to’s der Kreislaufwirtschaft‘ genannt – umzusetzen: Reduktion, Verweigerung (von toxischen Produkten), Wiederverwendung, Reparieren, Recyclen (= Reducí, rechazá, reutilizá, repará, reciclá auf Spanisch) sowie besser Müll zu trennen und Biomüll zu kompostieren. Auf … Aruba in der Karibik geht Sensibilisierung so: den „Kreislauf schliessen, für eine sichere, glückliche und gesunde Inselgemeinschaft“ ist Ziel der Aruba Circular Economy Foundation welche die Verhaltens- und Konsummuster der knapp über 100.000 Inselbewohner verbessern will. Natürlich steht A auch für ‚Austria‘ – dazu später mehr. Erst einmal nach
C, wie China: Bereits im Januar 2009 trat hier das Kreislaufwirtschaft-Promotionsgesetz in Kraft, welches die weitere Entwicklung einer Kreislaufwirtschaft, effizienter Ressourcennutzung und Umweltschutz vorantreiben soll. Dieses Gesetz zielte und zielt stark auf eine umweltschonendere industrielle Entwicklung, Industrieparks und sogenannte industrielle Symbiose, bei welcher der Abfall einer Industrie als Ressource einer anderen Industrie genutzt wird. China’s Verbrauch an Rohmaterialien ist verschiedenen Quellen nach höher als der gesamte Ressourcenverbrauch aller industrialisierten OECD Mitgliedsländer zusammen.
D, wie Deutschland: hier hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung zunächst eine Vorstudie „Deutschland auf dem Weg zur Circular Economy“ gefördert. Im Rahmen der Circular Economy Initiative Deutschland (CEID) mit rund 130 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wurde dann die „Circular Economy Roadmap für Deutschland“ entwickelt: „Der Schwerpunkt der Roadmap lag … von Beginn an auf der Ausgestaltung eines einheitlichen, gemeinsamen Zielbilds für eine Circular Economy im Jahr 2030 sowie der Formulierung konkreter Handlungsempfehlungen.“
Merke: 2030 – das Jahr bis zu dem auch die von über 190 Mitgliedsländern der Vereinten Nationen in 2015 verabschiedeten siebzehn Nachhaltigen Entwicklungsziele (SDGs) erreicht werden sollen. Dass Kreislaufwirtschaft das Erreichen vieler dieser Ziele stark ermöglicht, zeigen mehrere Studien des englischen Thinktank Chatham House – acht Jahre vor 2030 liegen jedoch fast alle Länder weit hinter ihren SDG Versprechen, auch die Alpenrepublik Ősterreich. Zunächst aber retour nach Südamerika, zum Beispiel
E , wie Ecuador: seit 2021 gibt es hier ein – in einem langen Prozess entwickeltes über 200 Seiten starkes – ‚Weissbuch der Kreislaufwirtschaft‘ mit einigen beeindruckenden Ideen für diese knapp 18 Millionen Einwohner grosse Volkswirtschaft. So weit ist das 1,5 Millionen Menschen zählende Estland im Baltikum noch nicht; hier liess das Umweltministerium von einer Beratungsfirma eine Studie zur „Vorbereitung der zukünftigen Kreislaufwirtschaftsstrategie“ entwickeln und veröffentlichte diese im August 2021.
F , wie Finnland darf nicht fehlen: dessen Regierung verabschiedete bereits in 2016 die erste „road map to a circular economy 2016-2025“ weltweit und richtete im Juni 2017 das erste Weltkreislaufwirtschaftsforum mit 1,600 Teilnehmern aus fast 100 Ländern aus. Und Frankreich? Die grande nation ist mittlerweile ein Kreislaufwirtschaftsgesetzeverabschiedungssuperstar, und hat damit, unwahrlich aber glaub, ein neues Wort mit sage und schreibe einundfünfzig Buchstaben kreiert. Kreislaufwirtschaft à la française geht so: seit Januar 2021 informiert der erste Reparibilitätsindex der Welt französische Konsumenten über den Grad mit welchem fünf Kategorien elektronischer Geräte „mehr oder weniger“ gut repariert werden können. Ein Jahr später legt der Superstar mit 51 Buchstaben nach: das „Anti-Verschwendungsgesetz“ bestimmt dass seit Anfang 2022 rund 30 Obst- und Gemüsesorten nicht mehr in Plastik verkauft werden dürfen. Bis 2040 will das Land ganz ohne Einwegplastik im Einzelhandel auskommen erklärt der Deutschlandfunk. Weiter nach
N, wie Norwegen. Oder Nigeria. Die Regierung der mit über 200 Millionen Einwohnern grössten Wirtschaftsnation Afrikas hat eine internationale und multidisziplinäre Arbeitsgruppe zur Kreislaufwirtschaft etabliert welche u.a. von der Afrikanischen Entiwcklungsbank unterstützt wird und eine „Nigeria Circular Economy Road Map“ entwickelt; diese soll Nigeria’s Weg zu nachhaltigem und inklusivem ‚Grünem Wachstum‘ bis 2030 bzw. 2050 beschreiben. Das boomende Wirtschaftszentrum Lagos und seine mehr als 20 Millionen Einwohner spielen auch mit: Circular Lagos ist eine Initiative der dortigen Stadtverwaltung welche u.a. im Oktober 2021 eine ‚Business Plattform‘ etabliert hat, die zirkuläre Geschäftschancen, Geschäftsmodelle – und vor allem ‚zirkuläre Arbeitsplätze‘ für abertausende junger Menschen – entwickeln und schaffen soll. Der grösste Markt ist derzeit noch am Ende der Werschöpfungskette, dem sogenannten ‚End of Life‘: wie können Millionen von NigerianerInnen zum Beispiel mit Millionen von Plastikflaschen – für die es kein Pfandsystem gibt – Geld verdienen? Oder doch besser veganes Leder aus Tonnen von Ananasschalen produzieren wie es Bauern in der Elfenbeinküste bereits tun?
Im weit entfernten Skandinavien gibt es ganz andere Probleme – in Norwegen konsumiert und verbraucht jeder Mensch im Durchschnitt 44.3 Tonnen Material pro Jahr. Das Land hat damit eine der höchsten Konsumraten auf der Welt: „Wenn jeder so lebte wie NorwegerInnen, bräuchten wir das Äquivalent von dreieinhalb (i.e. 3,5) Planeten voller Ressourcen“ schrieb die niederländische Organisation Circle Economy im August 2020 in ihrem Bericht Kreislaufwirtschaftslücke Norwegen. Dieser besagt dass Norwegens Volkswirtschaft gerade einmal 2,4 Prozent zirkulär – und damit 97,6 Prozent ‚linear‘ ist. Hier ein Gedankenspiel: Wie sähe die Welt wohl aus wenn jede/r der über 200 Millionen NigerianerInnen auch nur ansatzweise so viele Ressourcen verbräuchte wie jede/r der knapp 6 Millionen NorwegerInnen …. ?
Der Vollständigkeit halber: N steht auch für Niederlande – die Innovationskraft und die nationalen wie internationalen Aktivitäten dieses 17,5 Millionen Einwohnerlandes bezüglich Kreislaufwirtschaft würden hier aber den Rahmen sprengen; sie verdienen ihre eigene Analyse, Darstellung und ein großes Lob: dortige WissenschaftlerInnen weisen auch auf die unbequemen Wahrheiten der Kreislaufwirtschaft hin. Aber setzen wir unsere alphabetische Weltreise fort – zum Beispiel in die …
S wie Schweiz: „Kreislaufwirtschaft in der Verfassung: Zürcher Volk stimmt im September ab“ war ebendort eine der Schlagzeilen am 31. Januar. Und in der Schweiz passiert wirklich etwas – die non-profit Organisation Circular Economy Switzerland schreibt Dinge die so gut sind dass REVOLVE Circular ein wenig davon kopiert hat; hier ein Beispiel: „Eine nachhaltige und kreislauforientierte Wirtschaft erfordert einen völlig anderen Ansatz, der auf der Idee der Abfallvermeidung basiert und die Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus und die damit verbundenen Auswirkungen betrachtet. Hier geht es nicht mehr um das Managen von Abfällen und sichtbaren Auswirkungen, sondern darum, nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen innerhalb der planetarischen Grenzen zu ermöglichen.“ Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen – es sei denn wir gehen in den kleinsten Staat der Welt, beginnend mit einem …
V wie … Vatikan: dieser hat keine Kreislaufwirtschaftsstrategie – die offiziell weniger als 1000 Einwohner leben auf 49 Hektar und lassen ihre Ressourcen und ihren Abfall vermutlich von den benachbarten RömerInnen managen. Statt Strategie gibt es hier etwas viel Besseres: die Enzyklika Laudato Si’. Nicht nur die NorwegerInnen sollten sie einmal lesen:
„ … Es fällt uns schwer anzuerkennen, dass die Funktionsweise der natürlichen Ökosysteme vorbildlich ist: Die Pflanzen synthetisieren Nährstoffe für die Pflanzenfresser; diese ernähren ihrerseits die Fleischfresser, die bedeutende Mengen organischer Abfälle produzieren, welche Anlass zu neuem Pflanzenwuchs geben. Dagegen hat das Industriesystem am Ende des Zyklus von Produktion und Konsum keine Fähigkeit zur Übernahme und Wiederverwertung von Rückständen und Abfällen entwickelt.“
Sagt wer?
Papst Franziskus, der dieses Werk mit dem Titel „Über die Sorge für das gemeinsame Haus“ im Juni 2015 in einer Pressekonferenz vorgestellt hat:
„Noch ist es nicht gelungen, ein auf Kreislauf ausgerichtetes Produktionsmodell anzunehmen, das Ressourcen für alle und für die kommenden Generationen gewährleistet und das voraussetzt, den Gebrauch der nicht erneuerbaren Reserven aufs Äußerste zu beschränken, den Konsum zu mäßigen, die Effizienz der Ressourcennutzung maximal zu steigern und auf Wiederverwertung und Recycling zu setzen. Die Auseinandersetzung mit dieser Frage wäre ein Weg, der Wegwerfkultur entgegenzuwirken, die schließlich dem gesamten Planeten schadet. Wir stellen jedoch fest, dass die Fortschritte in diesem Sinn noch sehr gering sind. …“
Übrigens:
Vanuatu – ungefähr 300.000 Menschen die im südlichen Pazifik auf 80 Inseln über eine Strecke von 1 300 Kilometer leben – scheinen Papst Franziskus gut zugehört zu haben. Ihr Land ist 59 Prozent zirkulär; der im Januar 2021 erschienene Bericht Kreislaufwirtschaftsmöglichkeiten Vanuatu des UN Entwicklungsprogramms UNDP erklärt: „Dies bedeutet dass das Land grösstenteils von recycelten und regenerativen Materialien und Energiequellen abhängt, und dass die meisten dieser Materialien nach ihrem Gebrauch wieder und weiter genutzt werden.“
Und damit ist unsere Reise fast am Ende. Fast. Es fehlt nur noch
Z , wie Zentralafrikanische Republik: ein Binnenland. In denen kann Kreislaufwirtschaft besonders schön mit den Nachbarländern gelebt werden – Ressourcen, und auch Müll, kennen keine Grenzen. Mit nur sechs Nachbarländern hat Zentralafrika allerdings zwei weniger als Ősterreich’s acht. Dafür kann es mehr als 620 000 Quadratkilometer sein Eigen nennen, fast acht Mal so viel wie die Alpenrepublik. Auf dieser riesigen Fläche leben derzeit knapp 5 Millionen Einwohner – also nur etwas mehr als die Hälfte Ősterreichs. Und: das Durchschnittsalter dieser 5 Millionen Menschen ist 18 Jahre; in Ősterreich liegt diese Kennzahl in 2022 bei 43,2. Mit anderen Worten: der/die durchschnittliche ŐsterreicherIn ist bereits heute knapp 2,5 Mal so alt wie der/die durchschnittliche ZentralafrikanerIn jung ist. Und diese durchschnittlich achtzehn Jahre jungen auf sechshundertzwanzigtausend Quadratkilometern lebenden fünf Millionen ZentralafrikanerInnen vermehren sich: Bevölkerungsprognosen prognostizieren (denn was sollten sie sonst tun?) dass bereits im Jahr 2055 über 9,5 Millionen ZentralafrikanerInnen die dann nur 8.8 Millionen prognostizierten ŐsterreicherInnen überholt haben werden.
Und dann?!
Und was hat das Ganze mit Kreislaufwirtschaft zu tun?
Überhaupt nichts.
Aber vielleicht begegnen Sie demnächst einer/m netten ZentralafrikanerIn und können dann ein wenig fachsimpeln. Über demografische Entwicklung. Oder Korruption. Oder ständig wechselnde Regierungen. Oder was eine Bananenrepublik zu einer Bananenrepublik macht?
Hand aufs Herz: wer hätte gedacht dass A wie Austria und Z wie Zentralafrika so viele Gemeinsamkeiten haben könnten, abgesehen von ihrem jeweiligen Dasein als Binnenland mit acht respektive sechs Nachbarländern?
Eines ist fix: weder die Zentralafrikanische Republik noch die Republik Ősterreich haben derzeit eine Kreislaufwirtschaftsstrategie. Während sich in Zentralafrika Regierung und Bevölkerung aber noch mit Söldnern der russischen Gruppe Wagner und anderen lästigen Dingen herumschlagen, ist die nicht aufzuhaltende globale zirkuläre Bewegung nun auch in die Alpenrepublik gekommen: das als BMK bezeichnete Bundesministerium Klimaschutz, Umwelt und einiges mehr hat einen knapp 60 Seiten starken ‚Begutachtungsentwurf‘ der Kreislaufwirtschaftsstrategie für Ősterreich entwickelt und kürzlich für Stellungnahmen veröffentlicht. REVOLVE Circular und befreundete Organisationen haben sich den Entwurf genauer angesehen.
Österreich alles andere als Vorreiter auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft
Steigen wir gleich voll ein: „Das Ziel der Bundesregierung besteht darin, dass Österreich eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft spielt, die eine bessere und effizientere Nutzung der Ressourcen ermöglicht und gleichzeitig Österreich wesentlich dabei unterstützt, die Klimaneutralität bis 2040 zu erreichen“, ist ebendort zu lesen.
Was das Problem dabei ist?
Die Literaturliste des BMK Entwurfs ist erschreckend kurz und hat einige Lücken; grundlegende Literatur zum Verständnis der Theorie und Praxis einer Kreislaufwirtschaft klafft aus einer unübersehbar grossen, beängstigenden, Lücke hervor. A propos Lücke: während Norwegen auf seinen nationalen Kreislaufwirtschaftslückenbericht bis Ende August 2020 hatte warten müssen, gab es einen solchen Kreislaufwirtschaftslücke Ősterreich Bericht bereits … im Juni 2019. Damals war dies der erste nationale Kreislaufwirtschaftslückenbericht weltweit – in dem Ministerin Elisabeth Köstinger sagt: „Die SDGs der Vereinten Nationen unterstreichen die Wichtigkeit eines nachhaltigen Gebrauchs von Ressourcen. Mit ihrem Kreislaufwirtschaftspaket und Aktionsplan hat die Europäische Union ihre Eigenverpflichtung erklärt, den Weg für nachhaltige Produktion und Konsum in unserem gemeinsamen Wirtschaftsraum zu bereiten. Ősterreich ist unter den führenden Ländern in diesem Bereich. Jetzt ist es wichtig, die nächsten Schritte auf einem wissenschaftlichen Hintergrund zu beschreiten um unsere Fortschritte in Richtung Kreislaufwirtschaft geplant und messbar zu machen.“
Der Bericht fand heraus dass Ősterreich in 2019 um die 9,7 Prozent zirkulär war – immerhin fast vier Mal so viel wie Norwegen‘s 2,4 Prozent: „Um die Zirkularität in Österreichs Wirtschaft zu steigern, wurde das Potential vierer Szenarien untersucht: … In Kombination können diese Szenarien den Zirkularitätsindikator von 9,7% auf 37,4% steigern.“
Ob diese vier Szenarien im jetzt vorliegenden Begutachtungsentwurf des BMK berücksichtigt werden? Nein. Ob der Kreislaufwirtschaftslückenbericht Ősterreich von Juni 2019 in der Literaturliste des vorliegenden Begutachtungsentwurf zu finden ist? Wieder nein: die Lücke befindet sich nicht in der Lücke. Wie nennen Physiker, oder Philosophen, wohl eine solche Doppellücke?
Und: wo kämen wir hin wenn die von der einen Ministerin gepriesenen wissenschaftlichen Ergebnisse von den StrategieentwicklerInnen des Ministeriums der anderen Ministerin beachtet würden?
Die Referenzliste des Begutachtungswurfes ist aufschlussreich – hier finden sich:
- Zehn Berichte des BMK bzw. anderer österreichischer Ministerien
- Vier Berichte des Umweltbundesamtes
- Vier Berichte der Europäischen Kommission bzw. von EuroStat
- Zwei Berichte der Vereinten Nationen sowie zwei Berichte der OECD
- Jeweils ein Bericht von Statistik Austria sowie vom Bund der Deutschen Industrie BDI und deloitte
Ob das für eine Vorreiterrolle in den Olympischen Spielen der Kreislaufwirtschaftsstrategien ausreichen wird? Wann genau finden diese statt und: wird Ősterreich die Qualifikation schaffen?
Einzig der auf der Referenzliste befindliche und vom BMK in Auftrag gegebene Bericht Circular Economy – Ein Überblick über internationale Förder- und Unterstützungsinstrumente fasst die Entwicklungen in den Mitbewerberländern kurz zusammen und präsentiert entsprechende Empfehlungen – für Förder- und Unterstützungsinstrumente in Ősterreich. Und genau das ist das Problem: wer einer desaströsen linearen Wirtschaftsweise langsam und vorsichtig ein wenig Kreislaufwirtschaft – mittels etwaiger „Instrumente“ – zur Seite stellen will, hat den systemischen Charakter des gesamten Ansatzes nicht verstanden. Wie soll eine durchdachte ‚Strategie‘ entstehen wenn sich deren AutorInnen nicht einmal ansatzweise mit wichtigen wissenschaftlichen Erkenntnissen zum Paradigmenwechsel von einer linearen Wirtschaftsweise zu einer ressourceneffizienten zirkulären Wirtschaft auseinandersetzen?
Mehr Wissen. Weniger Konsum. Mehr Gesellschaft.
Das aufgrund der überraschend kurzen – und ausserordentlich unwissenschaftlichen -Referenzliste befürchtete fehlende Verständnis der Kreislaufwirtschaftstheorie zeigt sich an verschiedenen Stellen des jetzt vorliegenden Begutachtungsentwurfs einer Strategie für Ősterreich’s Kreislaufwirtschaft des BMK. Hier nur drei kurze Beispiele der zwanzig (fehlenden oder unzureichend dargestellten) Themen die REVOLVE Circular identifiziert hat und in seiner detaillierten Stellungnahme ausführlicher darstellt:
1. Beispiel Wissen
Es gibt in der Kreislaufwirtschaftstheorie etwas das ‚lineare Risiken‘ bzw. ‚zirkuläre Barrieren‘ genannt wird. Einfach gesagt war ein, seit dem zweiten Weltkrieg vorherrschendes, System der linearen Wirtschaftsweise extrem erfolgreich dabei, verschiedene Barrieren – gesetzlich, kulturell, technologisch und anderer Natur – zu etablieren. Diese Barrieren verhindern Kreislaufwirtschaft und müssen abgebaut werden. Weiters werden die Risiken der linearen Wirtschaftsweise immer offensichtlicher und bedrohlicher. Dies ist mehr als nur fade Theorie und muss selbstverständlich bei der Entwicklung einer Kreislaufwirtschaftstrategie beachtet werden. Im vorliegenden Begutachtungsentwurf sind diesbezügliche Erkenntnisse kaum zu finden. Vielleicht weil der Entwurf nur 60 Seiten hat?
2. Beispiel Konsum
„Der Pro-Kopf-Verbrauch von Materialien und Ressourcen ist in Europa und Nordamerika immer noch vierzig Prozent höher als der globale Durchschnitt; dies zeigt die Notwendigkeit dass Ressourceneffizieinz gesteigert und Konsum in der Zukunft verringert werden muss …“ schreibt VN Generalsekretär Antonio Guterres in seinem Bericht Progress towards the Sustainable Development Goals im April 2020. Ihr Autor erinnert hiermit an den bereits erwähnten orbitanten Konsum der NorwegerInnen welcher diese Feststellung unterstreicht. Was also muss getan werden? Wie kann der Kreislaufgrundsatz ‚Reduktion‘ selbstverständlich auch auf KonsumentInnen, auch in Ősterreich, ernst genommen und angewandt werden? In anderen Worten: wie kann ein auf Konsum basiertes Wirtschaftsmodell lernen dass mehrere Millionen ŐsterreicherInnen, und viele andere, genauso glücklich oder gar glücklicher sein können, wenn sie weniger, statt mehr, konsumieren? Gedanken, ganz zu schweigen von Strategien, welche den Konsum der ŐsterreicherInnen in einer glücklichen, solidarischen Gesellschaft reduzieren sind im vorliegenden Entwurf kaum zu finden.
3. Beispiel Gesellschaft
“Um das transformative Potenzial von Zirkularität in vollem Umfang nutzen und um den notwendigen, auch soziokulturellen Wandel verstehen und angehen zu können, scheint es erforderlich, das Konzept der Circular Economy um eine gesellschaftliche Dimension zu erweitern”, heisst es im Positionspapier zum Themenschwerpunkt „Circular Society“ des social design lab der deutschen Hans
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